Die Geschichte der Rai-Steine – das erste dezentrale Bezahlsystem

Heute möchte ich euch die Geschichte der Rai-Steine erzählen und euch zeigen, welche Ähnlichkeit dieses antike System zur heutigen Blockchain-Technologie, insbesondere der Bitcoin-Blockchain, aufweist.

Sie bildeten eines der frühen finanziellen Systeme auf den Yap-Inseln im heutigen Mikronesien. Bei diesen Rai-Steinen handelt es sich um tonnenschwere kreisförmige Scheiben aus Kalkstein, einer Ressource, die auf dieser Insel nicht natürlich vorhanden war, sondern von den Nachbarinseln importiert werden musste. Dieser Vorgang und der Abbau der Rai-Steine waren mit den Mitteln der damaligen Zeit sehr schwierig, was sie zu einer begehrten und seltenen Ressource gemacht hatten.

Jetzt fragt ihr euch sicher, wie man mit einer solchen Ressource bezahlen soll, da sie ein paar der Grundeigenschaften von Geld, wie Teilbarkeit und einfache Übertragung, nicht gewährleistet.

Grundsätzlich waren diese Steine durch ihr rares Vorkommen und ihre Schönheit sehr begehrt. Durch ihr Gewicht war es allerdings nicht möglich sie zu übertragen und somit als Zahlungsmittel zu verwenden. Auch die Teilung in kleinere Splitter war nur begrenzt möglich, da die Steine ab einem gewissen Zustand ihre Schönheit eingebüßt hätten. Auch konnten kaum neue Steine in das Ökosystem eingebracht werden aufgrund des schwierigen Abbaus. Die anhaltende hohe Nachfrage und das niedrige, aber festgelegte vorkommen sorgte dafür, dass diese Steine ein hohes Stock-to-Flow Verhältnis aufwiesen. Was dieses Verhältnis genau aussagt werde ich in einem weiteren Beitrag erläutern.

Also stellte man die Rai-Steine an einem öffentlichen Ort für alle gut sichtbar auf. Anschließend machte man ihren Standort und den jeweiligen Besitzer auf der ganzen Inselgruppe bekannt. Dadurch war jedem klar, wie die Eigentumsrechte der Steine ausgestaltet sind und wer diese Rechte auch tatsächlich übertragen kann. Wollte man nun etwas verkaufen wurden die Eigentumsrechte übertragen und wiederum öffentlich bekannt gemacht. Ein handeln mit den Rechten war somit im Vergleich zu dem Handeln mit dem eigentlichen Artefakt möglich. Gleichzeitig herrschte Konsens über die Tatsache, dass nur die Steine die Auf traditionelle Weise abgebaut werden konnten auch akzeptiert wurden.

Dieses System funktionierte über mehrere Jahrhunderte im geschlossenen Ökosystem der Yap-Inseln und gilt als eine der Ursprungsformen von Geld. Die Rai-Steine fanden ihr Ende, als sich auch die Technologie zum Abbau und Transport der Steine weiterentwickelte und es zu Konflikten unter den Einwohner kam, welche Steine nun zu akzeptieren seien und ob ihre Menge erhöht werden sollte. Diese Entwicklung ist vergleichbar mit einer Hardfork im heutigen Blockchain System. Leider überlebte das damalige System aufgrund dieser frühen Form der Hardfork nicht und die Steine verloren ihre Form als Wertanlage und Tauschmittel. Neue Technologien sorgten für ein Ende des Artefaktgeldes und meist auch einen großen gesellschaftlichen Wandel.

Ähnliche Fälle eines antiken Geldsystems basierend auf Artefakten fanden sich auch in anderen Kulturen, beispielsweise mit Perlen in Europa und Afrika.

Es wird deutlich, dass dieses System mit dem heutigen System der Blockchain vergleichbar ist und somit eines der allerersten dezentralen Systeme der Menschheit darstellt. Auch bei der Bitcoin-Blockchain werden nur die Rechte an den Coins übertragen, symbolisiert durch den private key. Jeder kann auf der öffentlichen Blockchain zu jeder Zeit einsehen wer im Besitz von welcher Menge an Coins derzeit ist. Die Menge ist begrenzt, wie bei den Rai-Steinen auch (21.000.000 Bitcoins). Auch das neue „Herstellen“ von Bitcoin, dem Mining, erfordert eine Menge Energie (Proof-of-Work Konsens) und ist zeitaufwendig. Dies macht auch Bitcoin zu einem gefragten Gut mit einem hohen Stock-to-Flow Verhältnis mit knappem und technologisch begrenztem Angebot. Fraglich ist dabei, ob nicht auch die Blockchain in einigen Jahren durch neue Technologien ersetzt werden kann und der Bitcoin dadurch seiner Funktion beraubt wird. Hier kann man unter andrem die Quantentechnologie und neue Minnig Algorithmen sowie neue Formen des Konsenses anführen. Ich persönlich denke, dass wir uns mit der Blockchain noch in einem frühen Stadium befinden und uns Bitcoin noch einige Zeit als digitales Gold und Wertespeicher erhalten bleiben wird. Die Rolle als tatsächliches Zahlungsmittel ist jedoch aufgrund der Technologie und den Vorteilen anderer Systeme eher fraglich. Hier ist es wahrscheinlicher das bestimmten Systemen spezifische Rollen je nach ihren Stärken zukommen werden und wahrscheinlich einzelne Branchensysteme entstehen werden. Zu nennen ist hier unter anderem IOTA als geeignetes Zahlungsmittel im Bereich IoT. Allerdings ist auch der Bitcoin kein starres System und technologische Änderungen sind in begrenztem Maße möglich. Hier gilt es darauf zu achten, dass etwaige Anpassungen den Sinn und Zweck des Bitcoins nicht konterkarieren.

Diese Geschichte zeigt, das dezentrale Systeme wie die Blockchain schon seit Jahrhunderten bestehen und jedes Mal eine entscheidende Rolle innerhalb der Gesellschaft gespielt haben. Es wird sich zeigen welche Rolle die Blockchain in unserer heutigen Gesellschaft einnehmen wird. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das Interesse an ihr über verschiedene Branchen stark zunimmt und man darf gespannt sein welche Rolle die Blockchain noch innerhalb unserer Gesellschaft spielen wird.

Quellen: Ammous, saifedean; der bitcoin standard.

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