Vor- und Nachteile von Kryptowährungen

Im Zuge der Corona-Finanzkrise möchte ich hier eine weitere Währungskategorie neben Edelmetallen und Fiatgeld/Buchgeld beleuchten. Kryptowährungen. Dazu ist zu sagen, dass Kryptowährungen in Deutschland noch nicht offiziell anerkannt werden. Anders sieht die Lage bereits in Japan oder in der Schweiz aus. Dort sind teilweise sogar Steuerzahlungen in Bitcoin möglich. In Deutschland werden Kryptowährungen zu den Devisen gezählt, steuerlich aber zu den privaten Veräußerungsgeschäften nach §§ 22 Nr. 2 iVm. § 23 EStG. Das bedeutet, dass alle Gewinne nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei sind. Zusätzlich gilt eine Freigrenze von 600€ (§ 23 Abs. 3 S. 5 EstG).

Dabei handelt es auf keinen Fall um finanzielle Beratung oder Beratungen für ein potenzielles Investment. Kryptowährungen sind hochriskant und man sollte sich definitiv entsprechend gut auskennen, bevor man beginnt mit diesen zu handeln. Ich möchte lediglich sachlich die Vor- und Nachteile von Kryptowährungen beleuchten und diese Argumentation auch bewusst offen lassen. Jeder sollte für sich selbst entscheiden wie er mit diesen Informationen umgehen möchte.

In dieser Bewertung und Argumentation werden nur auf tatsächliche Währungen Bezug genommen, d.h. Coins wie Ethereum werden bewusst nicht näher in die Bewertung aufgenommen, auch wenn der Begriff „Währung“ mit Sicherheit dehnbar ist. Es soll primär um die reine Funktion als Zahlungsmittel gehen.

Vorteile

  • Keine Zeitliche Bindung an Handelsplätze und Banken
    • Währungen wie Bitcoin und Co. Sind rund um die Uhr zu jeder Zeit handelbar. Ausgehend von Wallets sind diese Coins sowieso jederzeit versendbar, jedoch auch an den vielen Exchanges kann zu jeder Uhrzeit zu den gleichen Konditionen gehandelt werden. So ist der Handel auch am Wochenende möglich. Zu beachten gilt, dass diese Exchanges durch keine staatliche Behörde reguliert werden und dementsprechend auch ein immanentes Risiko in sich tragen. Man sollte daher sein Geld nie zu lange auf einer Exchange liegen lassen.
  • Schnelle und kostengünstige Überweisungen weltweit
    • Bitcoin kennt keine staatlichen Grenzen. Man kann jedem Geld senden, der über ein einfaches Smartphone verfügt. Die finanziellen Kosten sind im Verhältnis zu betrachten. Vergleicht man die Kosten mit anderen Anbietern wie Western Union hinsichtlich der weltweiten Versendung von Geld, handelt es sich definitiv um eine kostengünstige Alternative. Dies gilt insbesondere für Schwellenländer und ärmere Länder in denen nur eine schwach ausgeprägte Banken- und Finanzstruktur existiert.
  • Keine staatliche Begrenzung
    • Bitcoin und Kryptowährungen sind reine P2P Währungen ohne staatliche Kontrolle. Die grundlegenden Aspekte wie Gesamtmenge und Inflationsrate sind fest im Code verankert und könne durch keine staatlichen Entscheidungen verändert werden. Gerade in aktuellen Zeiten, in denen eine starke Entwertung insbesondere durch das intensive Drucken von Dollarnoten durch die FED stattfindet, ist auf lange Sicht mit einer steigenden Inflation zu rechnen. Bei Bitcoin wird die Inflation durch Regularien wie das Halving, bei dem die Belohnungsrate für das Erstellen neuer Blöcke demnächst auf 6,25 Bitcoins reduziert wird, gesteuert. Auch durch eine festgeschriebene Gesamtanzahl wird ein inflationäres Wachstum auf Dauer verhindert und so ein „Wertespeicher“ kreiert.
  • Renditen
    • Selbst in Corona-Zeiten performt Bitcoin und Co. noch am besten. Wie man an folgendem Chart sieht, hat sich Bitcoin von den Kursverlusten durch die Corona-Krise fast vollständig erholt. Noch dazu stehen wir kurz vor dem Halving, was den Preis weiter antreibt.

Quelle: Tradingview.com

  • Eigene Kontrolle

Your keys, your Bitcoin.

    • Dieser Satz geprägt von Andreas Antonopoulos verdeutlicht die Kernessenz von Bitcoin und Kryptowährungen. Du selbst hast die alleinige Kontrolle über deine Kryptowährungen. Diese können, solange du der alleinige Inhaber der Seed-Phrase bist, von keinem anderen gestohlen oder anderweitig begrenzt werden.
  • Pseudoanonymität
    • Im Falle von Bitcoin ist Pseudoanonymität gegeben. Das bedeutet, dass zwar eine Bitcoin Transaktion grundsätzlich nichts über ihren Absender aussagt, es jedoch möglich ist seine Adressen zu verfolgen und seine komplette Transaktionshistorie einzusehen. Darüber hinaus wäre es auch möglich durch Computeranalysen Cluster zu erstellen, um Adresszugehörigkeiten zu ermitteln und ggf. den Einstiegspunkt in den Kryptomarkt zu finden, um so auf den Absender zu kommen. Solange man sich nicht illegal verhält gibt’s jedoch keinen Grund für etwaige Befürchtungen. Dennoch bieten Kryptowährungen eine um ein Vielfaches größere Anonymität im Vergleich zu Buchgeld im herkömmlichen Bankentransfer. Noch dazu gibt es auch komplett anonyme Währungen wie beispielsweise Monero.

Nachteile

  • Know-how erforderlich
    • Mit den Freiheiten die Kryptowährungen bieten, kommen auch Pflichten und Herausforderungen einher. Ein grundlegendes Know-how ist erforderlich, um richtig mit Kryptowährungen umzugehen. Damit meine ich nicht, dass man die Blockchain in all ihren Tiefen und Facetten verstehen muss. Es ist jedoch wichtig zu wissen, was die verschiedenen Adressen sind und was der Unterschied ist zwischen öffentlichen und privaten Adressen. So ist die öffentliche Adresse mit einer IBAN vergleichbar und die private Adresse mit einer Signatur oder PIN. Dementsprechend vorsichtig sollte man damit umgehen und die private Adresse niemals weitergeben. Ein Verlust der Kryptowährungen wäre die Folge. Auch die richtige Adresseneingabe ist wichtig. Anders als bei einer fehlerhaften Überweisung bei einer Bank, sind Bitcoin bei einer fehlerhaften Überweisung unwiderruflich verloren. Ein Support existiert nicht. Jedoch ist auch die Entwicklung von Kryptowährungen dynamisch und es haben bereits einige Vereinfachungen in der jahrelangen Entwicklung stattgefunden.
  • Hohe Preisschwankung
    • Kryptowährungen sind hoch volatil und hohe Preisschwankungen sind über Zeit zur Normalität geworden. Es ist somit auch möglich Verluste zu erleiden. Möchte man nun einzelne Güter mit Bitcoins kaufen, können deren Preis in BTC stark schwanken. Dies ist ein entscheidender Nachteil von Kryptowährungen und führt womöglich auch dazu, dass diese niemals den gleichen Stellenwert wie staatliche Währungen erreichen können. Hier sei allerdings auch die Frage zu stellen, was nun der Sinn dieser Währungen sein soll oder ob es sich nicht eher um ein digitales Gold handelt. Eine Ausnahme bilden sogenannte stable coins die an eine nationale Währung gekoppelt sind. Dieser Trend ist zukunftsweisend, da auch bereits Staaten wie Schweden eine eigene elektronische Währung planen.
  • Große individuelle Unterschiede
    • Es bestehen große Unterschiede sowohl hinsichtlich der Funktionsweisen als auch bzgl. fundamentaler Grundlagen. Hier sind die Blockzeit und Transaktionsgeschwindigkeit, aber auch die Gesamtmenge als einige Beispiele aufzuführen. Große Unterschiede gibt es auch bei den verschiedenen Konsensmechanismen.
  • Schwankende Transaktionsgebühren
    • Das Fortschreiben der Blockchain ist ein dynamischer Prozess mit laufender Anpassung des Schwierigkeitsgrads zum Auffinden neuer Blöcke. Damit soll erreicht werden, dass der zeitliche Abstand einheitlich bleibt. Dies führt allerdings auch zu schwankenden Miningraten und somit zu schwankenden Transaktionsgebühren. Mit diesen werden die Miner bezahlt, um die Transaktion in neue Blöcke aufzunehmen. Mit einem großen Andrang auf das System und fehlender schneller Anpassungen des Schwierigkeitsgrades kann dies dazu führen, dass die Transaktionsgebühren steigen, da auch die Miner in einem Wettbewerb stehen. Noch dazu wird der sogenannte Mempool, der Pool an unbestätigten, nicht aufgenommen Transaktionen immer größer, was zu steigenden Gebühren führt. Dieser Anstieg dient dazu, den Minern einen Anreiz zu bieten, die eigene Transaktion möglichst schnell in einen neuen Block aufzunehmen.
    • Einen Überblick über den aktuellen Schwierigkeitsgrad zum Auffinden neuer Blöcke bei der Bitcoin-Blockchain findet ihr hier.

Wie man die obige Argumentation für sich persönlich entscheidet, sollte jedem selbst überlassen sein. Wenn man sich in diesem Bereich nicht wohlfühlt, dann sollte man sich auch nicht zwangsweise darauf einlassen müssen. Ich für meinen Teil bin definitiv überzeugt von Kryptowährungen und sehe sie auch als wichtigen Bereich im zukünftigen Finanzwesen.

Bei Fragen rund um Kryptowährungen könnt ihr mir gerne ein Kommentar hinterlassen oder eine E-Mail schreiben.